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18.03.2021

Zunehmende Bemühungen von Neueinsteigern in die Welt des Motorsports Fuß zu fassen, rücken in den Fokus. Man möchte dabei mit echten Rennwägen fahren. Einen legendären Formel Vau, einen klassischen Formel-Ford oder einen Rennsportwagen auf NSU-Basis zum Einsatz zu bringen haben Vorteile.

Die vorteilhaften luftgekühlten Neckarsulmer NSU-Rennmotoren oder die VW-Technik der Käfer-Jahre der Formel-V sind wieder im Kommen. Alle diese Rennwagen sind schließlich in reichlicher Zahl vorhanden. "Auch im Unterland gab es davon ja über die Jahre sehr viele solcher Modelle im Einsatz", erinnert sich unser MCH-Mitglied Marco Bayer lebhaft. 

In den 90er Jahren stiegen viele Rennfahrer in höhere Hubraumklassen auf. Derzeit entwickelt es sich gerade umgekehrt. Die kleineren 100-160 PS starken Rennwagen sind gefragter denn je. Solche Modelle können nicht nur relativ kostengünstig eingesetzt werden, sondern sind auch sehr leicht mit Freunden zu den Rennwochenenden technisch vorzubereiten. Dazu kann ein Formelrennwagen der Formel-V problemlos in einer normalen Garage gewartet werden", so die Worte des unvergessenen Unterländer Renntechnikers Albert Maier.

Das Unterland wurde bereits in den 60er Jahren ein Tummelplatz vieler junger Fahrer die gemeinsam mit fachkundigen Freunden solche Formel- und Rennsportwagen einsetzten. Im Unterland wurden sogar solche Rennwagen komplett neu konstruiert und gebaut.

Zum erfolgreichsten Formel-Ford-Rennfahrer im Unterland wurde der in Flein geborene Peter Hofmann. Mit Hilfe seines technisch sehr engagierten Vaters Erich und dem Heilbronner Förderer, der Firma Barho, katapultierte sich der Junior in den frühen 80ern auf Anhieb in die Spitze der nationalen FF-Meisterschaft. Englische Modelle von PRS und Royale trugen Peter schnell ganz nach oben. Den ersten Test unternahm er auf dem Österreichischen Team-Lechner-PRS seines heimischen Freundes. Der stellte zuvor den ersten Formel-V-1300 im Unterland her.

Doch weiter zur Formel-Ford. Ein englischer Hawke-Ford steht noch heute in Heilbronn in der Garage. Udo Gabler hütet das seltene Modell der 70er Jahre wie ein Juwel. Bernhard Weiß, der Heilbronner Automobilkaufmann, fuhr erste Tests auf Ray-Ford und erwarb dann einen Van Diemen Formel-Ford, "damals eine günstige Gelegenheit", so der damalige Heilbronner Audi Mitarbeiter schmunzelnd. Zuvor pilotierte Herr Weiß einem strahlend weiß lackierten Fuchs-Formel-V. Danach erwarb er den superschnellen Karringer-V des Heilbronner Porsche-Mitarbeiters Jürgen Seid. Man erkennt leicht, einige Rennwagen blieben lange in Unterländer Hand. Eingesetzt wurde der Karringer für Seid und Weiß lange mit AGM-Hilfe von Bad Wimpfen aus.

Einer der ersten Formel-V-Fahrer des Unterlandes dürfte Herbert Weber gewesen sein. Der Heilbronner arbeitete sich Ende der 70er Jahre intensiv in das Thema "Formel-V" ein. Er fuhr einen gekonnt modifizierten Fuchs-V-1300. Zwei Fahrer aus Kochendorf, Heimig und Schmidt, setzten ihre Modelle von einer Werkstatt in Weinsberg aus ein. Sehr lange aktiv blieb der Heilbronner Porsche-Service Techniker Manfred Horn. Und welches Fabrikat setzte er ein - natürlich ein Qualitätsprodukt, einen Karringer-Formel-V des Münchinger Herstellers Horst Karr. Auf dem gleichen Modell fuhr der Student der Fachhochschule in Heilbronn, Axel Plankenhorn. Er setzte wie die späteren Formel-1 Fahrer Marc Surer (CH) und Weltmeister Keke Rosberg auf Karringer. Dazu, und er darf nicht fehlen, der Holländer Arie Luyendyk. Er gewann später die 500 Meilen von Indianapolis gleich mehrfach. Ins Unterland pflegte er lange freundschaftliche Verbindungen.

Einen der allerersten legendären Formel-V-Modelle in Europa fuhr der Fleiner Martin Märklen. Sein wunderschön restauriertes Beach Car aus den USA gehörte zu den ersten 10 Formel-V-Rennwagen, die Porsches Rennleiter Baron Fritz Huschke von Hanstein 1965 aus den USA nach Deutschland holte. Später fuhr Martin, der Fleiner, einen modernen Fuchs-V-1300.

Um es abzurunden. Ein besonders Kapitel stellen die Rennsportwagen auf Basis des NSU TTS dar. Elemente der Radaufhängung jener legendären Neckarsulmer NSU-TTS Renntourenwagen wurden von etlichen Konstrukteuren benutzt, um ultraflache Rennsport-Flundern damit auszurüsten. Nicht nur die Unterländer Herbert Fellhauer und Walter Kraiss setzten im Unterland auf solche extrem leichte und flache Rennsport-Raketen. Ausgerüstet sind die erfolgreichsten "NSU-Brixner-Flachmänner" mit Motoren von Tunerlegende Sigi Spiess aus Stuttgart-Ditzingen. Von Herrn Spiess und seinem Freund, dem erfolgreichsten Konstrukteur solcher Rennsportwage, Kurt Brixner aus Weilimdorf, war zu erfahren, dass es in der Klasse durchaus sehr starke Konkurrenz in Europa gibt. Darunter auch den seltenen Franzosen Barquette-NSU oder das Deutsche Fabrikat NSU-Gepard. Einer der seltenen Gepard-NSU ist noch bei MCH-Mitglied Marco Bayer zu bestaunen.

Eine Herausforderung sollten Motorsporteinsteiger nicht übersehen - "Why not" einen Formel-V-1300 (Foto), einen Brixner-NSU oder einen Formel-Ford einsetzen. Das geht schnell und kostet wenig. Rat und Tat steht im Unterland zum Glück überall zur Verfügung. Und wer sich mit der Technik der "Luftgekühlten" von NSU und VW auskennt, der sollte es gleich mal anpacken.

(HTS)

Formel V beim Heilbronner Bergpreis 

 Foto: AGM, die Unterländer FV-Konstruktion beim Heilbronner Bergpreis